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Herausforderung Dyskalkulie

Dyskalkulie, auch bekannt als Rechenstörung, ist eine Lernschwäche, die weniger bekannt und erforscht ist als Dyslexie (Lese/-Rechtschreibstörung). Dies stellt eine besondere Herausforderung für Betroffene dar.

Die geringe Bekanntheit führt häufig dazu, dass die Störung später oder gar nicht diagnostiziert wird, was gravierende Folgen für die Betroffenen hat. Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen und mathematischen Konzepten bleiben oft unerkannt oder werden missinterpretiert, sodass Kinder und Jugendliche nicht die notwendige Unterstützung erhalten. Doch auch nach einer Diagnose führt ein geringer Wissensstand in der Gesellschaft dazu, dass Betroffene mit Unverständnis und Vorurteilen konfroniert werden.

Die versteckte Hürde

Betroffene wie Florian Klisanin berichten von jahrelanger Ungewissheit und Frustration. Florian erlebte, wie Dyskalkulie in seiner Schulzeit als Faulheit oder mangelnde Konzentration missinterpretiert wurde. Erst spät wurde erkannt, dass er eine ernstzunehmende Lernschwäche hat. Ohne angemessene Diagnose und Förderung entwickeln viele Betroffene geringes Selbstwertgefühl und kämpfen mit Schul- und Berufsausbildung.

Auswirkungen und Folgen

Unentdeckte Dyskalkulie kann dazu führen, dass Kinder als "unfähig" oder "faul" abgestempelt werden. Oft werden sie in niedrigere Leistungsgruppen versetzt oder von Lehrkräften und Mitschülern nicht ernst genommen. Solche Erfahrungen prägen das Leben vieler Betroffener und schränken ihre beruflichen und sozialen Möglichkeiten ein. 

Die langfristigen Auswirkungen der unzureichenden Förderung und Unterstützung sind erheblich: Zwischen 70 und 90 Prozent der Betroffenen verlassen die Schule vorzeitig, was ihre beruflichen und sozialen Chancen erheblich einschränkt. Erwachsene mit Dyskalkulie haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, und sind häufig in Berufen mit niedrigem sozioökonomischem Status beschäftigt. Diese Faktoren führen oft zu einem Teufelskreis aus finanziellen Schwierigkeiten und eingeschränkter Lebensqualität.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Menschen mit Dyskalkulie ein höheres Risiko für schlechtere körperliche und mentale Gesundheit haben. Die Belastungen durch soziale Ausgrenzung, Scham und ständige Überforderung wirken sich negativ auf die psychische Stabilität aus. Auch körperliche Beschwerden, oft durch chronischen Stress bedingt, treten bei Betroffenen gehäuft auf. In Kombination führen diese Faktoren zu einer insgesamt reduzierten Lebensqualität.

Unterstützung durch Projekte wie Dysgalaxie

Um dieser Problematik entgegenzuwirken, hat Florian Klisanin Dysgalaxie ins Leben gerufen – eine Webseite für Aufklärung, Unterstützung und Vernetzung. Das Projekt verfolgt das Ziel, Dyskalkulie sichtbarer zu machen, gesellschaftliche Vorurteile abzubauen und Betroffenen praktische Hilfe zu bieten. Es betont, dass ein erfolgreiches Leben trotz Dyskalkulie möglich ist, wenn die richtige Unterstützung vorhanden ist.

Fazit und weiterführende Informationen

Dyskalkulie bleibt eine unterschätzte Herausforderung. Projekte wie Dysgalaxie leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie Betroffenen eine Stimme geben und politische sowie gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Sie zeigen, dass Dyskalkulie keine unüberwindbare Hürde sein muss, sondern eine Herausforderung, die durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden kann.

Hier gelangen Sie zum Projekt Dysgalaxie: Webseite Dysgalaxie 

In diesem Artikel von "20 Minuten" berichten Florian Klisanin und PD Dr. sc. nat. Karin Kucian von den Hürden rund um Diagnose und Behandlung von Dyskalkulie: Florian lebt mit einer Rechtschreibstörung